Rolf Peter Sieferle: Epochenwechsel. Die Deutschen an der Schwelle zum 21. Jahrhundert

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Band 1 der Werkausgabe. Rolf Peter Sieferles politisches Hauptwerk in einer vom Autor bearbeiteten, unveröffentlichten Fassung.

Rolf Peter Sieferle legte 1994 diesen Großessay zum »Schlachtfeld der Geschichte« vor, in dessen Zentrum das gegenüber dem universalistischen Projekt des »Westens« widerständige Deutschland mit seinem Traum vom eigenen Weg steht. Er zeigt, wie die beschleunigte Moderne in ihrer seit hundert Jahren anhaltenden, ständigen »Flucht nach vorne« wachsende Problemberge vor sich herschiebt, zu deren Bewältigung die alten Ideologien des Liberalismus, des Sozialismus und des Nationalismus sich stetig transformieren und dabei neue Paradoxien produzieren.

Artikelnummer: 978-3-944872-54-4 Kategorie:

Beschreibung

Epochenwechsel

Die Deutschen an der Schwelle zum 21. Jahrhundert

von Rolf Peter Sieferle

Band 1 der Werkausgabe. Rolf Peter Sieferles politisches Hauptwerk in einer vom Autor bearbeiteten, unveröffentlichten Fassung.

Rolf Peter Sieferle legte 1994 diesen Großessay zum »Schlachtfeld der Geschichte« vor, in dessen Zentrum das gegenüber dem universalistischen Projekt des »Westens« widerständige Deutschland mit seinem Traum vom eigenen Weg steht. Er zeigt, wie die beschleunigte Moderne in ihrer seit hundert Jahren anhaltenden, ständigen »Flucht nach vorne« wachsende Problemberge vor sich herschiebt, zu deren Bewältigung die alten Ideologien des Liberalismus, des Sozialismus und des Nationalismus sich stetig transformieren und dabei neue Paradoxien produzieren.

Im ewigen Widerstreit zwischen Universalismus (Proklamierung des Allgemeinen) und Partikularismus (Proklamierung des Besonderen) treten sich zugleich zwei Geschichtskonzeptionen unversöhnlich gegenüber. Mit ihnen sind verschiedene Ordnungen verbunden: der Leviathan, eine Herrschaft des Rechts und der absoluten Macht, welche in die Diktatur münden kann, und der Behemoth, bei dem die individuelle Freiheit sich in Chaos zu verwandeln droht. Fluchtpunkt des Heils vor den herannahenden Umwelt- und Ressourcenproblemen wird schließlich die von einer globalen Zentralregierung geführte universalistische Weltvereinigung. Hinter dem Rücken dieser angeblich rettenden Großinstanz setzen sich mit dem Verlust der Nationalstaaten unvermeidbar wieder die ursprünglichen Kollektive familiärer Clans und tribalistischer Stämme durch und widerrufen somit einen zweitausendjährigen Prozeß der Zivilisation.

Sieferle beschreibt in seiner »Theorie des gegenwärtigen Zeitalters« (Hans-Christof Kraus), daß damit der Partikularismus im Namen des Universalismus siegt: nicht zugunsten der Freiheit, aber mit gesellschaftlicher Desintegration als Folge.

Informationen zum Autor von “Epochenwechsel”:

Rolf Peter Sieferle (1949‒2016) studierte Geschichte, Politikwissenschaft und Soziologie an den Universitäten Heidelberg und Konstanz und lehrte ab 1991 in Mannheim. Seit 2005 war er ordentlicher Professor für allgemeine Geschichte an der Universität St. Gallen. Sein Fachgebiet war die Naturgeschichte der menschlichen Gesellschaften, deren Eigenarten und Funktionsweisen Sieferle aus der jeweiligen Energiewirtschaft ableitete. Zu seinen Hauptwerken zählen Epochenwechsel (1994) und die universalhistorische Bilanz Rückblick auf die Natur (1997). Sein 1982 erschienenes Werk Der unterirdische Wald gilt bis heute als Standardwerk zur Durchsetzung des Energieträgers Steinkohle. 2010 verfasste Sieferle für den »Wissenschaftlichen Beirat Globale Umweltveränderungen« der Bundesregierung die Abhandlung Lehren aus der Vergangenheit. 2017 beginnt die Herausgabe seiner gesammelten Werke im Manuscriptum Verlag.

Pressestimmen zum Buch “Epochenwechsel”:

Die Leistung der Studie besteht darin, die Paradoxien der nachliberalen Ära gelassenen Auges erkannt zu haben den geradezu tragischen Charakter einer neuen Epoche, die sich im Nirwana zwischen den politischen Utopien der Vergangenheit und den pragmatischen Anforderungen der Zukunft befindet. –Ludger Heidbrink, Die ZEIT

Um es gleich zu sagen: Der Historiker Rolf Peter Sieferle hat ein kluges, kompetentes, aber auch gnadenlos realistisches Buch vorgelegt. –Hans-Christof Kraus, Die Welt

Zitate aus dem Werk:

“Reichtum und Luxus der Zivilisation locken gierige Barbaren an, welche zur Plünderung entschlossen und mit einer archaischen Heldenmoral ausgestattet sind. Der verweichlichte Zivilisierte besitzt nicht mehr den Selbstbehauptungswillen, welcher zur Verteidigung notwendig wäre. Zudem hat er als Individualist die Fähigkeit verloren, zwischen dem eigenen und einem fremden Volk zu unterscheiden.” (S. 231)

“Der Steuerstaat muss ein wachsendes, immer kostspieligeres parasitäres Sozialsystem alimentieren, wobei die Resourcendecke der zerbröckelnden Nationalökonomie immer knapper wird. Die Mobilisierung von Vermögen durch Besteuerung und Abgaben verwandelt Kapital in Konsum. Diese schleichende Enteignung der Minderheit globaler Leistungsträger verschlechtert die industriellen Standortbedingungen auf dem Territorium, welches der Nationalstaat zu kontrollieren versucht. Die Ansprüche an ihn gewinnen an innenpolitischem Gewicht, während seine realen Handlungsmöglichkeiten schwinden. Er packt diejenigen, welche ihm zugänglich bleiben, und reißt sie in den Strudel des Untergangs hinein.” (S. 281)

“Indem die Demokratie allen Menschen gleiche politische Rechte zugesteht, erkennt sie alle als prinzipiell gleiche Individuen an. Die Individuen aber wollen zwar in polemischer Absicht “gleich” sein, sofern es um den Abbau von Sonderrechten fremder Individuen geht; in einer anderen polemischen Absicht wollen sie jedoch auch “ungleich” sein, nämlich dann, wenn die Besonderheit ihrer eigenen Individualität anerkannt werden soll. Der Prozess der Emanzipation und Egalisierung richtet sich daher auf ein paradoxes Ziel: Er will eine Gesellschaft von Gleichen einrichten, die alle von extremer Besonderheit sind.” (S. 396)

“Die heutigen Einwanderer bilden prinzipiell nur die Vorhut eines Massenzustroms, der in dem Maße anschwellen wird, wie sich die globalen Entwicklungsperspektiven verdüstern. Dieser Zustrom besitzt keine natürliche Obergrenze, sondern er ist Ausdruck der explosiven Offenheit und Instabilität, welche die humanökologischen Systeme der Gegenwart generell zeigen. Es würde umgekehrt große Schwierigkeiten bereiten, wolle man die Grenzen der Aufnahmefähigkeit für Einwanderer in ein bestimmtes Industrieland, etwas die Bundesrepublik festlegen. Läge diese Grenze bei fünf Millionen, fünfzig Millionen, bei fünfhundert Millionen?” (S. 418)

Informationen zum Buch “Epochenwechsel”:

Gebundene Ausgabe490 Seiten

ISBN: 978-3-944872-54-4-m

Erschienen: 2017

Erschienen im Manuscriptum Verlag

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